Buchstaben und Mond-Astrologie
Die 22 bzw. 27 Buchstaben aller frühen Alphabete und ihre Verbindung zu
Sternbildern und Mondmansionen
Die Geschichte der Schrift wird heute so geschrieben:
Es gab bereits vor über 6000 Jahren Bilderschriften wie die Hieroglyphen oder die Keilschrift mit sehr vielen Bildzeichen. Nachteil dieser Schriften war der große Umfang von Bildzeichen, die ein Erlernen und Handhaben dieser Schriften schwierig machte.
Um 1700 v. Chr. soll dann die erste Konsonanten-Schrift im Sinai entstanden sein. Diese Urform der Schrift könnte auf 27 oder 28 Schriftzeichen basiert haben, die Konsonanten darstellten. Mit diesem System der 27 Konsonanten war es erstmals möglich, Worte mit einem sehr eng begrenzten Pool von Schriftzeichen schriftlich zu chiffrieren bzw. zu fixieren. Es handelte sich bei diesen 27 Zeichen zunächst auch um kleine Bilder, die aber akrophon benutzt wurden. Das bedeutet, dass jedes Bildzeichen den Anfangsbuchstaben eines Worts darstellt. Das Wort ´alif hieß z.B. Ochse, welches mit einem Bildzeichen geschrieben wurde, was in der Tat an einen Ochsenkopf mit 2 Hörnern erinnert:
Dieses Bildzeichen für Ochse hieß dann aber nicht nur Ochsenkopf oder Ochse, sondern stand dann stellvertretend für den Buchstaben Alef schlechthin, mit dem das Wort Ochse beginnt.
Das Wort Bet hieß Haus und das Zeichen dafür sah so aus:
Dieses Symbol erinnert in der Tat an ein Haus mit Eingang. Dieses Symbol für Haus wurde nun zum allgemeinen Symbol nicht nur für das Haus (Bet), sondern zum Symbol für den Konsonanten B, mit dem das Wort Bet (Haus) beginnt, und zwar in schlechthin jedem Wort, usw.
Aus dieser sogenannten proto-sinaitischen Vorläuferschrift entstanden dann später andere konsonantische und vokalische Schriftsysteme wie z.B. die phönizische Schrift, die griechische Schrift oder auch die aramäische Schrift oder hebräische Schrift. Martin Bernal1 geht davon aus, dass die Griechen zwischen 1750 und 1400 v. Chr. ein altes semitisches Alphabet mit 28 Konsonanten übernahmen. Die Anordnung dieses Alphabets war das des sogenannten langen ugaritischen Alphabets, welches ebenfalls von der proto-sinaitischen Urform abstammen soll. In gleicher Weise überliefert Herodot, dass der Phönizier Kadmos die Schrift nach Griechenland gebracht haben soll.
Nun hat sich durch das Mittelalter hindurch die Überlieferung erhalten, dass die menschliche Schrift ein Abbild der mit den Sternen geschriebenen Himmelsschrift darstellt. Die Sternbilder selbst sollen wie eine Art Vorlage für die Buchstabenschrift gedient haben und jeweils ein Sternbild soll einen Buchstaben dargestellt haben. Jacques Gaffarel (1637), Guillaume Postel (1510-1581) und Agrippa v. Nettesheim (1486-1535) sahen in den Bildern am Himmel Abbildungen irdischer Alphabete, z.B. des hebräischen Alphabets, so dass mit der Bewegung des Firmaments schriftliche Botschaften am Himmel aufzutauchen und wieder zu verschwinden schienen.2
Sternbilder sind durchaus keine festen geometrischen Linienkombinationen als vielmehr Gruppen von Sternen, die in irgendeiner Form miteinander mit Verbindungslinien verbunden werden. Meist finden sich in Sternatlanten Verbindungsformen, die die Figuren oder Tiere, die das Sternbild darstellen soll, nachzuzeichnen versuchen. Keineswegs ist dies eine verbindliche Form und man findet in verschiedenen Sternverzeichnissen auch viele abweichende Formen, wie ein Sternbild gezeichnet werden kann. In der Geschichte der Astronomie ist es sogar gelegentlich zur Veränderung von Sternbildern gekommen, Sterne wurden zu einem Sternbild hinzugefügt oder ein neues Sternbild wurde definiert. Die Gestalt der Sternbilder war vor dem 16. Jahrhundert eine andere als die heutige Gestalt der Sternbilder – sie wurden gegen 1500 neu geformt, wie aus vielen Hinweisen der damaligen Astronomen erkennbar ist. Damit ergibt sich auch ein gewisser Gegensatz zwischen der Auffassung vom Sternenhimmel vor und nach der Christianisierung. Festzuhalten bleibt aber, dass bei den antiken Völkern 48 Sternbilder bekannt waren, von denen 12 Sternbilder unseren heute allgemein bekannten Tierkreiszeichen entsprechen.
In neuerer Zeit war es Eduard Stucken3 vorbehalten, den Beweis zu führen, dass unsere Buchstaben-Alphabete sich aus der Reihenfolge der sogenannten Mondstationen herleiten. Eine Mondstation, auch Mondmansion genannt, ist der Abschnitt auf der Ekliptik, der Sonnenlaufbahn, den der Mond an einem Tag durchwandert, also in der Regel sind es ca. 13 Tierkreisgrade. In einem Monat oder in einem Mondumlauf von ca. 27-28 Tagen werden so alle 27 Mondstationen vom Mond durchlaufen. Jede Mondstation wird nun einem Buchstaben des Alphabets und gleichzeitig einem Sternbild zugeordnet.
Die meisten Listen der Mondmansionen beginnen mit den Plejaden als dem Markierungspunkt für die erste Mondstation. Das lässt darauf schließen, dass das System der Mondmansionen sich geschichtlich aus der Zeit um ca. 2100 - 1800 v. Chr. herleiten muss, als die Plejaden in der Nähe des Frühlingspunkts standen, und damit die Mondbahn und der Sonnentierkreis bei den Plejaden, dem Markierungspunkt des Tierkreises, begannen. Ein weiterer Hinweis, der für die Richtigkeit dieser These spricht, ist, dass tatsächlich die ältesten konsonantischen und akrophonen Buchstabenalphabete exakt aus dieser Zeit um 1800-1700 v. Chr. datiert werden. Außerdem begannen die ältesten Alphabete mit dem Zeichen Alif oder Alef, was Ochsenkopf bedeutet. Die Plejaden befinden sich als Sterngruppe im Sternbild Stier und waren gleichzeitig „der Kopf“ des Alphabets oder eben auch der Beginn aller Mondmansionen. Desweiteren legt auch die Sage um Kadmos nahe, dass es sich hier um eine allegorische Erzählung über die Entstehung der Mondstationen und des Alphabets handeln könnte.
Der Sage nach soll Kadmos, der phönizische Überbringer der Schrift nach Griechenland, nach der von Zeus nach Kreta geraubten Tochter Europa gesucht haben. Im Orakel von Delphi erhielt er den Ratschlag, die Suche zu beenden und stattdessen nach einer Kuh mit einer weißen Zeichnung zu suchen, ihr zu folgen und dort, wo sie sich niederlassen sollte, eine Stadt zu gründen. Er fand diese Kuh, folgte ihr und wollte an der Stelle, wo die Kuh sich niederließ, Zeus ein Dankesopfer bringen. Seine Begleiter wurden aber beim Wasserholen für das Opfer von einem Drachen des Ares getötet, der dort wohnte. Kadmos tötete den Drachen in einem blutigen Kampf mit Speer, Fels und Wurfspeer. An dieser Stelle erbaute Kadmos zunächst eine Stadt nach seinem Namen, die aber später den Namen Theben erhielt.
Die Kuh könnte in dieser Sage für das Sternbild Stier stehen. Der Drache des Ares symbolisiert den Schnittpunkt4 der Mondbahn in der Nähe des Zeichen Aries (Widder, Sternzeichen von Mars oder Ares). Hier gründete er die Stadt oder übertragen gesprochen den Beginn des Mondtierkreises mit seinen 27 Mondmansionen. Oder anders: Hier leitete er das Alphabet aus den 27 Mondstationen und den mit ihnen verbundenen Sternbildern ab. Das Sternbild Drache steht übrigens auch wahrscheinlich für den ersten Buchstaben und zugleich symbolisch für die erste Mondstation, die dem Buchstaben Alef, Alpha und A entspricht.
Wahrscheinlich gab es so also ursprünglich 27 proto-sinaitische und daraus abgeleitet entsprechend viele alt-phönizische bzw. altgriechische Buchstaben, die in 3 Neunergruppen mit Sternbildern und Mondmansionen am gestirnten Himmel verknüpft wurden. Ein Vorschlag für die Verknüpfung der Mondstationen mit den Buchstaben, Konsonanten und Vokalen könnte wie folgt aussehen:
(die Tabelle für die Konsonanten und Vokale ist im Buch enthalten),
Bestellung des Buchs hier.
1Bernal, Martin (1990). Cadmean Letters: The Transmission of the Alphabet to the Aegean and Further West Before 1400 B.C.. Eisenbrauns. ISBN 0931464471, 9780931464478
2Seligmann, Kurt: Das Weltreich der Magie, Wiesbaden, o.J., S.258 ff. und S. 289 (Englische Originalausgabe New York 1948)
3Stucken, Eduard: Der Urspung des Alphabets und die Mondstationen, Hinrichs´sche Buchhandlung, Leipzig, 1913
4 vgl. der astrologische Drachenkopf oder anders bezeichnet auch als Mondknoten als Bezeichnung des Schnittpunkts von Ekliptik und Mondbahn