Der schwarze Freitag 1929 und die Transneptuner
Betrachtungen zu den hypothetischen Planeten und bestimmten zodiakalen Graden, die wirtschaftssensitiv sind
Betrachtet man gemeinhin die Planetenstellungen am 25.10.1929, dem Tag, der als schwarzer Freitag in die Wirtschafts- und Börsengeschichte eingegangen ist, so fällt auf, dass nichts auffällt. Man könnte astrologisch erwarten, dass die laufenden Mundanaspekte schwierig bis sehr unheilvoll seien zumal die Betrachtung der Mundanaspekte insbesondere auch in der amerikanischen wirtschafts-astrologischen Literatur eine dominante Rolle spielen. Am 25. Oktober 1929 waren lediglich folgende Aspektverbindungen am Himmel erkennbar:
Uranus Oppsition Venus
Mars Opposition Chiron
Mars Quadrat Mond
Merkur Trigon Jupiter
Alle diese erwähnten Konstellationen sind nichts Aussergewöhnliches, denn sie pflegen oft und regelmäßig aufzutreten ohne dass es jedesmal zu einem Börsencrash käme. Merkur im Trigon zu Jupiter würde sogar im Gegenteil darauf schliessen lassen, dass die Geschäftsentwicklung an diesem Tage ausserordentlich gut war.
Ebenso findet auch Thomas Rieder in seinem Buch "Astrological Warnings & the Stock Market" (1) auf Seite 125, wo nachfolgende Grafik aufgeführt ist, keine signifikanten Einflüsse für den schwarzen Oktober 1929. In der Grafik werden die Entwicklung des Dow Jones Indexes (unten) und eine 360-Grad-Linear-Ephemeride (oben) parallel nebeneinander gestellt, um die Bedeutung der Mundan-Transite auf die Entwicklung des Dow Jones Indexes zu untersuchen. Zum fraglichen Termin des Oktober-Crashes heisst in dem Kommentar Rieders lediglich:
Abb. 1
July 1929: Mars Conjunct Neptune Square Jupiter - Dow peaks 2 months later weakens and crashes.
Der nächste Kommentar bezieht sich dann erst wieder auf Mai 1930, so dass für den Crash-Termin eigentlich keine signifikanten Planeten-Aspekte erkennbar werden, zumal die genannten Konstellationen (Mars Konjunktion Neptun im Quadrat zu Jupiter) von der Planetensymbolik weder so unheilvoll sind wie angesichts des Crashes zu erwarten gewesen wäre noch so selten auftreten, dass ein solches Ereignis damit hinreichend determiniert wäre.
Es gilt also von astrologischer Seite verlässlichere Methoden zur wirtschaftsastrologischen Entwicklung bzw. Prognose und Metagnose zu finden und anzuwenden.
Hier ist die Arbeit wie in der Geburtsastrologie sicherlich gegründeter und "individueller", wenn ein Radix-Horoskop für eine bestimmte wirtschaftliche Entwicklung zugrundegelegt wird als dass nur die laufenden Mundankonstellationen des jeweiligen Tages zugrundegelegt werden. Im Falle des schwarzen Freitag 1929 kommt hierfür das Börsenhoroskop von New York in Betracht, das Horoskop der New York Stock Exchange (NYSE), was in der astrologischen Fachliteratur gemeinhin mit folgenden Daten überliefert wird:
NYSE, 17. Mai 1792, 13:42 GMT, New York.
Abb. 2 (Börse New York ohne Transneptuner)
Untersucht man jetzt die Transitaspekte vom 25.10.1929 erhält man folgende Tabelle:
Börse New York |
Aspekt |
Transite |
MC |
Ko |
Ur |
Mo |
Qu |
Pl |
Abb. 3 (Börse New mit Transiten v. 25.10.1929 ohne Transneptuner)
Die Konjunktion des laufenden Uranus mit dem MC des Börsenhoroskops ist sicher eine sehr signifikante Transit-Konstellation, zumal sie nur alle 84 Jahre auftritt. Lässt aber diese Transit-Konstellation alleine schon den Schluss zu, dass die Börse crasht ?
In der Zyklenlehre ist der sogenannte Kondratieff-Zyklus mit 57 Jahren bzw. 59 Jahren bekannt (2) (3). Nach diesem Zyklus wäre und war auch für viele Astrologen Mitte der 80er Jahre eine Prognose möglich, dass 1929+57/59=1986/88 eine Wirtschaftskrise bevorstünde wie in Meridian 6/86 Manfred M. Herm auch schrieb oder Helmut Kannenberg in seinem äusserst interessanten Artikel "Wirtschaftsgeschehen im Spiegelbild der Deklination von Jupiter // Saturn" auch prognostizierte (4). Kannenberg führte den Kondratieff- Zyklus auf die jeweils dritte Opposition von Jupiter und Saturn zurück, bei welcher einer von beiden maximale südliche Deklination und der andere maximale nördliche Deklination hat, was ungefähr alle 60 Jahre auftritt.
Dies stimmt nun nicht mit einem 84jährigen Rhyhtmus überein, wenn man denn versucht wäre, den Börsencrash allein aus diesem Planeten-Transit des Uranus über das MC herauszulesen.
Infolgedessen muss es also sicherlich noch andere "Mechanismen" geben, die ein solches Ereignis anzeigen. Kannenberg hat hier mit seiner Untersuchung der Deklinationsparallelen einen wichtigen Meilenstein gesetzt.
Wie aber konnte denn nun dieses genaue Datum des 25.10.1929 als der anfängliche Crash, der eine weltwirtschaftliche, mehrjährige Rezession einleitete, im Voraus bestimt werden können zumal die genaue Opposition von Jupiter und Saturn erst im Juli 1930 exakt wurde und Jupiter seinen höchsten nördlichen Deklinationspunkt erreichte ?
Verwendet man die in der Hamburger Schule gebräuchlichen hypothetischen Planeten, die dort auch Transneptuner genannt werden und den von Landscheidt/Sevin postulierten Transpluto/Isis, so ergibt sich ein neues und äusserst interessantes Bild.
Zunächst einmal finden wir, dass am Tage des Börsencrashes, dem 25. Oktober 1929 zum Zeitpunkt des Börsencrashes um 16 Uhr EST die Planeten Uranus, Hades und Admetos in unmittelbarer Konjunktion am Aszendenten standen.
Abb. 4 (Schwarzer Freitag Börsenschluss NYSE mit Transneptuner)
Was hat es nun mit Hades und Admetos auf sich ? Alfred Witte, der Begründer der sogenannten Hamburger Schule, postulierte in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts vier hypothetische Planeten namens Cupido, Hades, Zeus und Kronos. Diese wurden später von seinem Schüler Friedrich Sieggrün um vier weitere hypothetische Planeten ergänzt, die Apollon, Admetos, Vulkanus und Poseidon heissen.
Folgende Charakterisierungen werden diesen "Transneptunern" (der Name resultiert daher, dass zum Zeitpunkt, als diese Planeten postuliert wurden, Pluto noch nicht bekannt war und Neptun als der äusserste im Sonnensystem vorhandene Planet bekannt war) beigelegt:
Abb. 5 (Symbole der 8 Transneptuner)
(In der Reihenfolge der oben dargestellten Symbole)
Cupido: Ehe, Familie, Miteinander, Teilnehmer, Kreis, Gemeinschaft, Gruppe, Gesellschaft, Firma, Partei, Verband, Sammlung, das Ganze, Beide, Organe, Symbiose, Kunst.
Hades: Verborgenes, Unbekanntes, Fremdes, Geheimnis, Ungemach, Unannehmlichkeit, Beeinträchtigung, Nachteil, Verzicht, Entbehrung, Mangel, Verlust, Armut, Widerwärtigkeiten, Gefahr, Krankheit, Sorgen, Not, Trauer, Niederes, Übles, Schmutz, Abfall, Gestank, Alt, Abwertend, Negativ.
Zeus: Schöpfung, Arbeit, Leistung, Tätigkeit, Energie, Zielstrebigkeit, Kreativ, Zeugung, Beginn, Gegenwart, Nähe, Aktuell, Zwang, Richtung, Technik, Feuer, Schuss.
Kronos: Selbstständigkeit, Autorität, Führung, Chef, Dominanz, Prominenz, Ansehen, Vorrang, Besonderheit, Grösse, Höhe, Obrigkeit, Behörde, Staat, Mehr.
Apollon: Erfolg, Zunahme, Ausdehnung, Vermehrung, Zuwachs, Freiheit, Erfahrung, Frieden, Förderung, Ansehen, Ehre, Ruhm, Steigerung, Ferne, Weite, Expansion, Umfangreich, Viel, Mehrere.
Admetos: Verdichtung, Festigung, Tiefe, Einschränkung, Hemmung, Isolation, Widerstand, Trennung, Abbruch, Beschädigung, Rotation, Urzeugung, Vergangenheit, Erde, Rohstoff, Stillstand, Ende, Tod.
Vulkanus: Überlegenheit, Macht, Kraft, Grösse, Stärke, Einfluss, Energie, Aktivität, Produktion, Steigerung, Anmassung, Gewalt, Sehr.
Poseidon: Geist, Auffassung, Vernunft, Weisheit, Einsicht, Wahrheit, Klarheit, Echt, Edel, Idee, Vorstellung, Gesinnung, Ideologie, Kultur.
In unserem Fall also würden zwei ausgesprochene Übeltäter - nämlich Hades und Admetos wie sie auch gemeinhin in der Hamburger Schule interpretiert werden - am Aszendeten des Börsenschluss-Horoskops stehen mit allen ihnen zugeordneten Qualitäten wie bei Hades: Armut, Verlust, Mangel, Ungemach, Beeinträchtigung, Trauer, Sorgen, Not, etc. und bei Admetos wie Tiefe, Einschränkung, Beschädigung, Ende, Tod. Nimmt man den altbekannten Uranus mit hinzu, so ergibt sich die Interpretation von Plötzlich, Unerwartet, Umsturz, Revolution, was in seiner Gänze, d.h. wenn man alle drei Planetenqualitäten zusammenfassend interpretiert, genau das ergibt, was sich damals an jenem schwarzen Freitag an der New Yorker Börse abgespielt hat.
Es sind zwar diese drei Planeten allesamt Langsamläufer, allerdings ist das besondere Charakteristikum, dass der Börsenschluss-Aszendent gerade auf dieser Dreier-Konstellation am 25.10.1929 sass - eventuell noch durch den transitierenden Mond (der Sekundenzeiger unter den Planeten) im Trigon als "Trigger", d.h. Auslöser, aus der Latenz aktiviert.
Zum anderen fällt auf, dass diese Dreier-Konjunktion Uranus, Hades, Admetos auch nicht gerade zufälligerweise eben schon auf dem erwähnten MC des New Yorker Börsenhoroskops war und so dieser Transit mehr als massgebend und vor allen Dingen signifikant zeigte, dass schwere hemmende Tendenzen für die New Yorker Börse zu erwarten waren. Hades und Admetos als Langsamläufer mit einer postulierten Umlaufzeit von ca. 360 Jahren (Hades) (6) und 617 Jahren (Admetos) (7) haben zum anderen auch keine häufigen Konjunktionen, so dass dieses Ereignis als aussergewöhnlich einzustufen ist - zumal auf dem MC der New Yorker Börsenhoroskops.
Wenn der Gedanke, die Transneptuner und den hypothetischen Transpluto/Isis mit in die astrologische Arbeit zu integrieren, zu Ende gedacht wird, so heisst das auch, dass man die übrigen Transite der verschiedenen hypothetischen Planeten mituntersucht und gelangt dann zu folgender Aufstellung:
Börse New York |
Aspekt |
Transite |
MC |
Ko |
Ur Hades Admetos alle drei exakt, d.h. +/- 1 Grad |
Admetos |
Opposition |
Pl |
Mo |
Qu |
Pl |
AC |
Ko |
Transpluto/Isis |
Transpluto/Isis |
Qu |
Pluto |
Da Transpluto aufbrechend wie auch plötzlich insbesondere an Erdbebenhoroskopen zu finden ist, so würde mit dieser Reihe von Transiten von wohlgemerkt hypothetischen Planeten doch das Bild eher abrunden als wenn man die Angelegenheit ohne Zusatzplaneten untersuchen würde.
Da in dieser Untersuchung insbesondere die 8/9 Grad Widder im Vordergrund der Untersuchung standen als Börsenabschluss-Aszendent des Schwarzen Freitags als auch als der MC des Börsenhoroskops von New York, wäre es interessant herauszufinden, ob in anderen Wirtschaftshoroskopen diese Grade auch besonders betont sind. Dies liesse sich insofern schlussfolgern, als dass Wirtschaftsgeschehen heutzutage nicht mehr regional begrenzt sind, sondern auf internationaler Ebene sich vollziehen. Daher zum Abschluss zwei deutsche Wirtschaftshoroskope, die zumindest auch gewisse Affinitäten zu 8/9 Widder aufweisen bzw. zu 8-10 Grad kardinal, da ja die Quadrate und Oppositionen auf diese Stellen ähnlich stark wirken:
Abb. 6 (Börse Frankfurt mit Transneptuner)
Abb. 7 (DAX mit Transneptuner)
Beim Frankfurter Börsenhoroskop, was ich auf die Zeit berechnet habe, zu welcher in späteren Jahren die Börse regelmässig zu eröffnen pflegte, nämlich halb zwölf Uhr mittags, findet sich der Deszendent auf 8 Grad Widder, der MC des Horoskops dazu in Quadratur, der Mars dazu in Opposition und die Sonne im Trigon dazu. Mit anderen Worten hiesse das, dass Ereignisse bzw. Transite auf das MC des New Yorker Börsenhoroskops ganz sicherlich auch in Frankfurt - hier allerdings eben aber auf den DC wirksam würden.
Beim Deutschen Aktienindex, dem sogenannten DAX, finden wir immerhin den Glückspunkt in Konjunktion mit diesem "wirtschaftssensitiven" Punkt des New Yorker Horoskops. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass in der Antike es fünf Hauptfaktoren gab - nämlich AC, MC, So, Mo und Glückspunkt, so ist diese Betonung doch immerhin auffallend, zumal auch Sonne und Neptun Quadraturen auf diesen Punkt haben.
Literatur:
(1) Thomas Rieder: Astrological Warnings and the Stock Market, New York, 1976, S.125
(2) Dr. Hans Gerhard Lenz: Wirtschaftliche Perspektiven kosmischer und astrologischer Zyklen 1990-1995, Wetter, 1990, S.33
(3) Dipl.-Ing. Manfred Michael Herm: Konjunkturzyklen und planetare Rhyhtmen, Meridian 6/86, S.19
(4) Dipl.-Ing. Helmut Kannenberg: Wirtschaftsgeschehen im Spiegelbild der Deklination Jupiter // Saturn, Meridian 1/80, S. 46
(5) Ruth Brummund: Regelwerk - Neufassung, Hamburg, 1979, S. 24
(6) Alfred Witte: Der Mensch - eine Empfangsstation kosmischer Suggestionen, Hamburg, Witte-Verlag, ohne Jahr, S.217
(7) Ludwig Rudolph: Les "Transneptuniennes" de l`Ecole de Hambourg, Cahiers astrologiques No. 74, Mai-Juin 1958, No. special sur les planetes inconnues, S. 131