Plan zur Lösung der Judenfrage durch die Nazis / Madagaskar nicht (April 2001)

Aus der Ausstellung zur Wannseekonferenz v. Norbert Marzahn abfotographierte Dokumente: (Bitte zur Vergrößerung anklicken)

Norbert Marzahn schreibt als Dokumentation zu den abgebildeten Dokumenten:
Anfang 2001 besuchte ich das "Haus der Wannseekonferenz" in Berlin am Wannsee. In diesem Haus befindet sich eine Dauerausstellung, deren Thema das NS-Morden ist. Bei früheren Besuchen waren mir einige interessante Dokumente aufgefallen, deshalb hatte ich meine Digitalkamera dabei, um dort ausgestellte Dokumente photographieren und speichern zu können. In einem der Ausstellungsräume befanden sich zwei amtliche Dokumente des NS-Staates. Das eine, das ich mal das "Madagaskar-Dokument" nenne, dokumentiert die offenbar ernsthafte Absicht zur Massenzwangsumsiedlung von Juden auf die Insel Madagaskar. Dieser Madagaskarplan ist zwar der Öffentlichkeit kaum bekannt, unter relativen Fachleuten gehört dessen Existenz jedoch zum Standardwissen und der Plan hat keinerlei Sensationswert. Ganz anders sieht das aber mit einem zweiten Dokument aus, das im "Haus der Wannseekonferenz" direkt neben dem Madagaskar-Dokument präsentiert wurde. Aus diesem Dokument, welches ich hier auf das "UdSSR-Dokument" taufe, ergibt sich, dass der Madagaskarplan nicht, wie allgemein dargestellt und angenommen wird, einfach fallen gelassen wurde, sondern dass es eine amtliche Anschlussplanung gab, die das Prinzip des Madagaskarplans fortführte, aber nunmehr vom deutschen Militär erobertes Sowjetgebiet zum neuen Ziel einer Massenzwangsumsiedlung von Juden auserkor. Und das ist wahrscheinlich durchaus sensationell und weitgehend unbekannt. Wo immer ich den Madagaskarplan überhaupt erwähnt fand, war niemals die Rede von einer offiziellen Anschlussplanung mit erobertem UdSSR-Territorium. Dass dieser Plan aber einerseits amtlich dokumentiert ist und andererseits nirgendwo (?) erwähnt wird - das ist wiederum verdächtig. Sollten Sie Kenntnisse darüber haben, dass das UdSSR-Dokument irgendwo vor 2001 auch nur erwähnt (oder gar gezeigt) wurde, so lassen Sie mich das bitte wissen Norbert Marzahn unter n.marzahn@nikocity.de. Die Existenz dieses Dokumentes ist von ganz außerordentlicher Bedeutung für meine Thesen in meinem Buch WAL zu diesem Themenkreis. Beachtlich auch, dass das Wort "Endlösung" in diesem Dokument eindeutig für die Zwangsumsiedlung von Juden auf UdSSR-Gebiet verwendet wurde. Anscheinend war es mir tatsächlich gelungen, etwas einigermaßen Bedeutendes zu entdecken, ein wichtiges Indiz in einem großen, dunklen Puzzle - und das hing da einfach so in einem Ausstellungsraum an der Wand, ohne je Beachtung bei den Historikern gefunden zu haben. So weit, so erstaunlich, doch der eigentliche Hammer ergibt sich aus dem "Nachspiel":

Am 21.01.2001 stellte ich das Dokument im Diskussionsforum de.alt.soc.verschwoerung der dortigen Leserschaft vor und es ergab sich eine der üblichen "leidenschaftlichen" Diskussionen voller Propaganda und Politisierung. Einige Zeit später hatte ich eine Freundin aus dem Harz zu Besuch und am 1.4.2001 besuchte ich gemeinsam mit ihr erneut das "Haus der Wannseekonferenz", insbesondere um ihr das Madagaskar-Dokument und das UdSSR-Dokument zu zeigen. Aber: Beide Dokumente waren weg! An der Stelle, wo sie gewesen sind, stand nun eine große Erklärungstafel, die "dominant" erläuterte, dass Umsiedlungspläne lediglich eine Tarnung für einen Massenmord gewesen sei. Diese Tafel passt in ihrer sozusagen aufdringlichen Art nicht zur sonstigen Art und Weise dieser Ausstellung und es ist auch ungewöhnlich, dass dort etwas entfernt wird, der Ausstellungsinhalt ist über Jahre hinweg ziemlich gleich geblieben. Ich fragte einen jungen Mann, der dort arbeitete, ob er etwas über das Verschwinden der beiden Dokumente wisse und er wusste immerhin, dass es bei den Mitarbeitern der Ausstellung vor wenigen Wochen einen heftigen Streit um die Entfernung dieser Dokumente gegeben habe, wobei insbesondere einer der für den Ausstellungsinhalt verantwortlichen Mitarbeiter sehr gegen diese Umgestaltung war. Aber es fand sich eine Mehrheit für das Entfernen der Dokumente. Angeblich sind sie nach besonderer Absprache noch immer im Archiv des Hauses einsehbar, aber der gewöhnlichen Öffentlichkeit sind sie nunmehr verborgen.
Ich kann in dieser Sache nicht an Zufall glauben. Ich gehe davon aus, dass ich eine wichtige Spur gefunden habe und durch meine Präsentation in de.alt.soc.verschwoerung am 21.01.2001 "Spezialisten" darauf hinwies, wo es noch ein Stückchen Spur zu verwischen gab. Und deren Einfluss reichte aus, um diese Dokumente binnen weniger Wochen verschwinden zu lassen. Was mir nun zu tun verbleibt, das ist die Öffentlichmachung der Photos, die ich von diesen Dokumenten machte.

Norbert Marzahn unter n.marzahn@vision.in-berlin.de, Berlin, 14.5.2001-05-14

Weiterführende und interessante Links

Das Buch WAL von Norbert Marzahn
Interview mit Jan van Helsing (dort auch weitere Links)
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