Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (14.1.04)
Wer in der Erkenntnis tiefer
Zusammenhänge von Naturwissenschaft und Mythologie, Naturheilkunde und Medizin,
Astrologie und Meteorologie, Symbolwissenschaft, Pflanzenheilkunde,
Magie und Aberglauben umfassend das Wissen der reichhaltigen
deutschen Volksüberlieferung nutzen möchte, der kommt um das "Handwörterbuch
des deutschen Aberglaubens" einfach nicht herum.
Es stellt das umfassendste Grundlagenwerk für alle genannten Bereiche dar
und vermittelt hochinteressante Einsichten in das tiefe und umfassende
Wissen der deutschen Volksüberlieferung über viele Bereiche des Lebens,
der Natur, der Symbole und der jenseitigen Welten. Auch wenn das Wort "Aberglauben"
zunächst den Eindruck erweckt, als ob es sich um törichten Aberglauben
handele, so erhält man aber doch durch die Lektüre eine Ahnung um die
tieferen Zusammenhänge dieses Glaubens (und oftmals Wissens) mit
wirklichen Vorgängen in Mensch, Natur und Medizin.
Entstehung des Werks
Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (HDA) entstand zwischen 1927 und
1942 und wurde von den beiden Schweizer Volkskundlern Eduard Hoffmann-Krayer
und Hanns Bächtold-Stäubli initiiert. Einige Beispiele sollen den Umfang und
die Tiefe andeuten, die in diesem Werk vorherrschend sind.
Verschiedene Beispiele aus dem HDA
Beispiele:
Pflanzensignaturen
(Artikel Holunder, der komplette Artikel umfaßt 7 komplette, eng bedruckte
Buchseiten, Unterteilungen des Gesamtkapitels in Unterkapitel behandeln
1. Botanisches, 2. Verehrung des Holunders als Lebens- und Sippenbaum,
3. Schutz- und Zaubermaßnahmen, 4. Volkserotik, 5. Holunder als Baum
des Todes, 6. Holunder als böser Baum, 7. Holunder im landwirtschaftlichen
Orakel, 8. Sympathiemedizin):
... Er gehört ohne Zweifel zu den volkstümlichsten Pflanzen überhaupt ...
Nach einer schlesischen Sage brannte einem Manne, der den Holunder gefällt
hatte, ein Jahr später das Haus ab. Der Holunder erscheint hier als
der Lebensbaum, der "Sippen- und Vegetationsgeist steckt in dem Baum" ...
Vor die Stalltür gepflanzt, bewahrt er das Vieh vor Zauberei, daher sollen
auch Türriegel aus Holunderholz gemacht werden ... Der verbreitete Brauch,
gegen Maulwürfe Holunderzweige in die Felder zu stecken, hat wohl auch einen
abergläubischen Hintergrund, wenn auch oft angegeben wird, daß der starke
Geruch des Holunders die genannten Tiere vertreiben soll ... Unkeuschen
Mädchen steckt man zu Pfingsten Holunderzweige vor das Fenster (Thüringen),
vgl. Kirsche. "Auf Johannistag blüht der Holler - da wird die Liebe noch
toller" heißt es im Thüringer Wald. "Holderstock" ist ein Kosename für die
Geliebte (oder den Geliebten) ... Wie in vielen anderen Beispielen (vgl.
Immergrün) wird der lebenszähe Holunder, der wohl auch wegen dieser
Eigenschaft auf Gräbern gepflanzt wird, zum Baum des Todes. Schon die alten
Friesen bestatteten ihre Toten unter dem Holunder. ... In Tirol besteht
die Sitte, daß bei Begräbnissen dem Sarg ein Holunderkreuz, "Lebelang"
genannt, vorangetragen wird. Wird es wieder grün, so ist der Tote selig. ...
Als Todesvorzeichen (für ein Familienmitglied) gilt es, wenn an einem
Holunder zu gleicher Zeit Blüten und Beeren sind (Mittelschlesien) ...
Wenn man sich unter einen blühenden Holunder legt, ist man bis zum anderen
Morgen tot, vielleicht ein übertriebener Ausdruck für die Tatsache, daß der
starke Duft des Holunders auf die Dauer Kopfschmerzen verursacht... Vielfach
diente der Holunder im landwirtschaftlichen Orakel. ... Wenn der Holunder
Blüte und Frucht zugleich trägt, ist ein strenger Nachwinter zu erwarten.
... Besonders eignet sich der Holunder zum "Übertragen" der Krankheit. Gegen
Fieber bindet man in der Nacht bei abnehmenden Mond einen Bindfaden um einen
Holunder, der auf der Scheid (Grenze) steht, und spricht: "Guten Morgen,
Herr Flieder - Ich bringe dir mein Fieber - ich binde dich an - Nun gehe ich
in Gottes Namen davon." ...
Symbole und Mythologie
(Artikel Apfel, Symbolik des Apfels):
In der Antike spielt der Apfel (...) eine bedeutsame Rolle in der
Fruchtbarkeitssymbolik ... in Märchen und Sagen verleiht der Genuß eines
Apfels die (ersehnte) Fruchtbarkeit ... Auch im deutschen Volksglauben
steht der Apfel häufig in Beziehung zur Fruchtbarkeitssymbolik. "Sie hat
des Apfels Kunde nit.", heißt es von einem Mädchen, das noch nichts von
geschlechtlichen Umgang weiß. Gibt es in einem Jahre viel Äpfel, so gibt
es im nächsten Jahre viele Buben. Eine Jungfrau soll keinen Doppelapfel
essen, sonst bekommt sie Zwillinge. ... Als Liebessymbol tritt der Apfel
vielfach auf. Schon in der Antike galt das Zuwerfen eines Apfels als
Liebeszeichen. Um auf zauberische Art die Liebe einer Person des anderen
Geschlechts zu erwerben, werden geheimnisvolle Buchstaben auf einen Apfel
geschrieben und dieser wird der betr. Person zu essen gegeben. ...
Berichte bzw. Sagen von Apfelbäumen, die in der hlg. Nacht blühen und dann
zugleich Früchte bringen (vgl. Farn), sind vielfach bekannt und schon
früh aufgezeichnet worden. Die Sage zeigt deutliche Beziehungen zum
Weihnachtsbaum und gründet sich anscheinend auf die allegorische Auffassung
Christi als Lebensbaum. ... Hierher gehört wohl auch der Glaube, daß
man den Himmel offen sieht, wenn man sich in der Christnacht unter einen
Apfelbaum stellt. ...
Meteorologie
(Artikel Wetterkunde): Die astrometeorologischen Voraussagen der babylonischen
und assyrischen Astrologen schließen an Finsternisse, Erscheinungen der Planeten
und an bestimmte Konstellationen an. .... Und Cl. Ptolemaios hat sogar die Fixsterne
des Tierkreises genau aufgeteilt, jeweilis in fünf Gruppen, und eine genaue meteorologische
Beschreibung dieser 5 Teile gegeben, um aus ihnen die jährlichen Zustände des Wetters
beurteilen zu können. .... Ebenso orakelt man aus der planetarischen Natur des
Neujahrstags über das Wetter des zukünftigen Jahres. .... Unbedingt sind weiter zu
nennen die sogenannten Dodekaeteriden. Dies sind Listen, in denen aus den Tierkreisbildern
als Jahresregenten das Wetter des kommenden Jahres, oft weitgehend gegliedert nach
den Jahreszeiten, erörtert wird....
Fazit
In kaum einem anderen Werk finden sich das gesammelte und geballte Volkswissen
der Jahrhunderte so übersichtlich und dazu noch per Indexregister nach Stichworten
durchsuchbar! Bei der Zusammenfassung der Geschichte der Verwendung des Arsens in
der Volksmedizin konnte mir dieses Werk wertvolle Hinweise geben, wie auch viele
Pflanzensignaturen von ihrer magischen und mythologischen Seite hier dargestellt werden.
Eine echte Fundgrube.
Bestellung
Wer sich dieses überaus empfehlenswerte und grundlegende Werk anschaffen möchte, sollte zuvor
den entsprechenden Platz für die zehn Bände (der zehnte Band ist ein Indexband) in seinem Bücherregal reservieren.
Immerhin nimmt das Werk 33,5 x 17 x 25 cm (B x T x H) an Platz in Anspruch. Bestellt werden
kann das Werk in Buchform zZt. nur noch antiquarisch:
Antiquarische Buchsuche - Anfrage
Es gab allerdings mittlerweile eine CD-ROM-Version, die
sehr kostengünstig im Vergleich zu dem zehnbändigen Werk war und auch über eine sehr komfortable
Suchfunktion verfügte, die das Buch natürlich nicht hat:
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. CD - ROM für Windows 98 / ME / NET / 2000 / XP
Pentium / 486; 32MB RAM; CD - ROM - Laufwerk; Grafik 640x480, 256Farben.
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Andreas Bunkahle
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