Indische Regierung beschließt: Astrologie wird Studienfach an Universitäten
Pressemitteilung des Deutschen Astrologen-Verbandes und des Forum Parawissenschaften
Das Deuten von Horoskopen wird ab Herbst 2001 als Studienfach an den staatlichen
Universitäten Indiens eingeführt. Dies beschloß kürzlich die indische Regierung auf
Betreiben des indischen Bildungs- und Wissenschaftsministers Murli Manohar Joshi. Unter
Indiens Wissenschaftlern ist daraufhin ein Streit entbrannt, ob dies zu begrüßen
oder als "Förderung des Aberglaubens" zu verurteilen sei. Mittlerweise berichtete sogar
die angesehene internationale Wissenschaftszeitschrift Nature (Vol. 411, S. 227)
über die Auseinandersetzung.
Der Regierungsbeschluss sieht vor, Geldmittel zur Verfügung zu stellen, um an zahlreichen
staatlichen Universitäten Indiens die Errichtung von Instituten für Astrologie zu
ermöglichen. Die entsprechenden Studiengänge sollen mit Magister- und Doktortiteln
in Astrologie abgeschlossen werden. Bereits 35 der etwas 200 indischen Universitäten haben
daraufhin beantragt, im Wintersemester 2001/2002 die ersten Studenten im Fach "Astrologie"
immatrikulieren zu können.
Diese Entwicklung ist aber auch in Indien nicht unumstritten. Die indische Akademie
der Wissenschaften sprach sich energisch gegen Astrologie an indischen Universitäten aus,
da dies einen Einzug von "Aberglauben und Pseudowissenschaft" in die Hochschulen bedeute. Die
Proteste blieben jedoch bisher erfolglos. Andere Wissenschaftler wie z. B. der
Biologieprofessor Sipra Guha-Mukherjee von der Nehru University in New Delhi
rechtfertigten den Beschluss der Regierung.
"Es handelt sich um den weltweit ersten Fall einer Einführung der Sterndeutung als
regulärem Lehrfach an einer staatlichen Universität der Neuzeit", erklärte in Heidelberg
der Soziologe und Astrologie-Kritiker Edgar Wunder, der auch Geschäftsführer des Vereins
Forum Parawissenschaften e.V. ist. Wie Wunder im Materialdienst der Evangelischen Zentrale
für Weltanschaungsfragen (EZW, Ausgabe 3/2001, S. 91-97) erst kürzlich darstellte, sind
jedoch auch in anderen Ländern ähnliche Bestrebungen im Gange: In den USA gründete sich
im vergangenen Jahr eine kleine Privatuniversität, die zumindest von einer staatlichen Behörde
im Bundesstaat Washington die Genehmigung erhielt, Magistertitel im Fach Astrologie zu
verleihen. In Großbritannien erhielt der englische Astrologen-Verband kürzlich von einem
Gönner eine Spende von nicht weniger als einer Million Pfund, allerdings mit der Auflage,
dass das Geld zur Errichtung einer Stiftungsprofessur für Astrologie an einer britischen
Universität verwendet werden müsse. An der Southampton University wurde aus den
Stiftungsmitteln bereits eine "Research Group for the Critical Study of Astrology"
unter Leitung des Sozialwissenschaftlers Prof. Christopher Bagley eingerichtet.
In Deutschland versteht sich der 1000 Mitglieder starke Deutsche Astrologen-Verband (DAV)
als Interessensvertretung deutscher Astrologen. Hier stehen allerdings andere Probleme
auf der Tagesordnung, wie der DAV-Vorsitzende Detlef Hover berichtet: "Da sich in
Deutschland jeder nach Belieben ‚Astrologe’ nennen darf, wimmelt die Szene von
Scharlatanen." Schon aus Gründen des Verbraucherschutzes sei es wünschenswert, für eine
eventuell auch staatlich regulierte "Qualitätskontrolle" zu sorgen. Der DAV bemühe
sich schon seit Jahren, durch Prüfungen und ethische Richtlinien zumindest intern
sicherzustellen, dass mit Menschen, die bei Astrologen Rat suchen, verantwortungsbewusst
umgegangen werde.
Für den Geschäftsführer von Forum Parawissenschaften e.V. in Sandhausen bei Heidelberg,
Edgar Wunder, steht fest, dass von einem wissenschaftlichen Fundament der Astrologie
bis auf weiteres nicht die Rede sein könne. "In allen wissenschaftlichen Tests ist
die Astrologie bisher gescheitert, die von ihr behaupteten Zusammenhänge zwischen der
Welt der Sterne und der Welt der Menschen scheinen nicht zu existieren." Dass nun Indien
die Astrologie an seinen Universitäten einführe, ändere am fehlenden wissenschaftlichen
Gehalt der Astrologie nichts. Dies sei lediglich ein Ausdruck für den hohen
gesellschaftlichen Stellenwert der Astrologie im religiösen Denken Indiens. "Auch
das Bestehen theologischer Fakultäten an Deutschlands Universitäten bedeutet ja nicht,
dass die Existenz Gottes wissenschaftlich bewiesen wäre", so der Soziologe Wunder. Die
Bemühungen des Deutschen Astrologen Verbands um Verbraucherschutz und Qualitätskontrolle
in der Astrologie seien dennoch zu begrüßen.
Die genannten Artikel aus Nature und dem Materialdienst der EZW können bei Bedarf
zugefaxt werden.
Kontaktadressen für weitere Informationen:
Forum Parawissenschaften e.V.
Postfach 1202, 69200 Sandhausen
z.Hd. Edgar Wunder
Tel.: (06224) 922290
Fax.: (06224) 922291
E-Mail: wunder@forum-parawissenschaften.de
Homepage: http://www.forum-parawissenschaften.de
Deutscher Astrologen-Verband (DAV)
Wilhelmstr. 11, 69115 Heidelberg
z.Hd. Detlev Hover
Tel. / Fax.: (06221) 182010
E-Mail: davev@t-online.de
Homepage: www.dav-astrologie.de
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